Mythos Show- oder Arbeitslinie ?


Immer wieder wird gefragt zu welcher Linie unsere Labradore gehören. All unsere Hunde entsprechen der Showlinie. Wo aber genau ist der Unterschied zwischen Show- und Arbeitslinie ?

Fragt man Dr. Google bekommt man verwirrende und auch häufig falsche Aussagen.  Oft hört oder liest man: Showlinie = dick, kräftig, schwer nicht arbeitsfreudig und Arbeitslinie= Sportlich, schlank, arbeitsfreudig.


Fakt ist :Es gibt lediglich einen Rassestandard der Rasse Labrador Retriever, der dem FCI Standard Nr. 122 entspricht. Dieser Standard wurde letztmalig 2010 publiziert und 2012 in Deutschland übersetzt und veröffentlicht.  Den genauen Standard kann man auf der Seite des VDH https://www.vdh.de/welpen/mein-welpe/labrador-retriever finden und nachlesen. Im Rassestandard wird kein optischer Unterschied zwischen der Show- und Arbeitslinie vorgenommen.  "Will to Please" hat der Showlabrador ebenso wie der Labrador der Arbeitslinie.


Wo ist aber der Unterschied? Eine Arbeitsl- oder Showlinie ist "nicht" an ihrer Optik festzumachen oder zu erkennen, denn wie eben geschrieben gibt es lediglich einen einzigen Rassestandard demnach sollten prinzipiell auch alle Labradore, egal welcher Zuchtlinie erstmal optisch gleich aussehen. 

Eine Arbeitslinie erlangt ihren Titel primär durch die Arbeit mit dem Hund. Über Generationen hinweg absolvieren die Hunde, also Eltern, Großeltern, Urgroßeltern usw.  eines Hundes verschiedene Arbeitsprüfungen und erreichen dadurch Arbeitstitel um der Zuchtrichtung " Arbeitslinie" zu entsprechen, die dann auch in der Ahnentafel vermerkt werden. Es sei gesagt, dass echte Arbeitslinien ausschließlich im DRC (Deutschen Retriever Club) oder LCD ( Labrador Club Deutschland) zu finden sind und in keinem Dissidenzverein.  Unsere Hunde können daher keine Arbeitslinie sein, da wir in der Dissidenz züchten. Diese Vereine bieten keine Prüfungen an, um Arbeitstitel zu erlangen. Hunde, die nicht unter dem VDH gezogen werden, dürfen an den Prüfungen der VDH zugehörigen Vereine auch nicht teilnehmen ( es sei denn sie haben eine FCI Ahnentafel) . 

Ein Hund ohne Ahnentafel kann daher auf keinem Fall einer Arbeitslinie entsprechen, da kein Nachweis der Arbeitsanlagen über Generationen vorliegt.

  Innerhalb der Arbeitslinie kann man wiederum verschiedene Arbeitsrichtungen definieren. Dazu fehlt mir aber tatsächlich das nötige Wissen, da wir selber Labradore der Showlinie züchten. Der Name Arbeitslinie ist also prinzipiell ein erarbeiteter Titel. Aus diesen Linien stammen letztlich Hunde, denen die Arbeit also die Veranlagung arbeiten zu wollen angezüchtet wurde. Im Normalfall werden diese Welpen aus solchen Verpaarungen von Züchtern auch nur an Personen und Familien abgegeben, die dem Anspruch eines Hundes aus einer Arbeitslinie auch gerecht werden können, da diese in der Regel einen noch stärkeren Arbeitswillen haben als die Labradore der Showlinie. Eine Arbeitslinie ist daher lediglich durch die Ahnentafel zu erkennen, nicht durch ihre Optik!


Das heißt allerdings im Umkehrschluss nicht, dass Labradore der Showlinie nicht arbeiten wollen oder gar unsportlich sind, im Gegenteil. Sie wollen und müssen genauso ihren genetischen Anlagen entsprechend kognitiv und körperlich ausgelastet werden, allerdings ist der Arbeitswille der Showlinie innerhalb einer Familie einfacher zu händeln. Dennoch ist das Apportieren eine Eigenschaft, die dem Labrador eigentlich mit in die Wiege gelegt wurde, weshalb der Dummysport primär als Retrieverarbeit entwickelt wurde. 


Natürlich sehen nicht alle Labradore gleich aus. Das tun wir Menschen ja auch nicht. Daher ist es normal, dass über die Jahre hinweg es optisch sportlichere Hunde gibt oder eben auch kräftigere/schwerere. Dies liegt häufig auch am Zuchtziel der jeweiligen Züchter oder eben auch am nicht vorhandenen züchterischen Geschick oder falschen Vorstellungen vom Idealbild eines Labradors. So sind immer wieder Labradore zu finden, die zu groß oder klein, zu dünn oder zu kräftig sind und vielleicht auch dadurch zu massiv oder zu schmal aussehen. Mir ist auch bewusst, dass es viele Züchter gibt, besonders in der Dissidenz, die mit Arbeitslinien werben, obwohl sie keine haben. In der Regel haben sie häufig Hunde in der Zucht, die leider nicht dem Zuchtideal entsprechen.


Ziel eines jeden Züchters sollte es sein, den Rassestandard zu beachten, um diese wundervolle Rasse zu erhalten. 


Unsere Charly ist eine kräftige Labbi-Dame, mit einem unheimlich ausdrucksstarken markanten Gesicht. Jeder der sie sieht, würde nicht vermuten, dass sie arbeiten kann oder gar flink ist. Charly ist absolut schnell und auch wendig, sowie ausdauernd ( für Agility wird es nicht reichen :D) und arbeitet wirklich gut am Dummy. Auch am Pferd laufen meine Showlabbis mit und das ausdauernd ohne Probleme. Joggen ist ebenfalls etwas wo unsere Hunde dabei sind. Ich persönlich lege Wert auf den Standard und liebe die kräftigen Köpfe und auch knochenstarke Hunde. Dennoch müssen sie athlethisch, sportlich und gesund dabei bleiben und aussehen. Das was mir an der Showlinie einfach gut gefällt, ist das ein guter Arbeitswille da ist, der aber nicht permanent bedient werden muss und Hund sowie Halter beide zufrieden sind. So ist für uns das Zusammenleben mit dieser Linie, also der Showlinie im Alltag wesentlich entspannter, dennoch muss auch ich meine Hunde auslasten und arbeiten :)


In diesem Sinne entschuldigt die kurze Aufklärung, wir wünschen Euch allen einen schönen Tag 🐾